Wir arbeiten nach der aus Italien stammenden Reggio-Pädagogik, die selbsttätiges Lernen und experimentelles Forschen als zentrale Möglichkeiten zum Wissenserwerb sieht. Lernen bedeutet in unserer Einrichtung Forschen und Kinder bei ihren Diskussionen und Experimenten zu begleiten und ihren Lernweg zu dokumentieren. Zentrales Element der Reggio-Pädagogik ist der künstlerische Ausdruck, der bei uns auch konzeptionell im Vordergrund steht.
Wir gehen vom wahrnehmenden und forschenden Kind aus, welches mit Energie, Neugier und Kreativität seine eigenen Kompetenzen entwickelt und schaffen so ein vielfältiges, motivierendes Lernangebot für Kinder. Jedes Kind wird in seiner Individualität angenommen und wir unterstützen die Kinder und Jugendlichen darin, sich als wichtigen Teil der Gemeinschaft/Gesellschaft zu erleben. Unser Bild vom Kind ist geprägt von der Annahme, dass es über ein großes Maß an Kompetenzen verfügt und bestrebt ist, diese zu erweitern. Das Kind lernt durch alltägliche Erfahrungen, durch Erkunden, Experimentieren und vor allem dadurch, dass es seine Entdeckungen, Erlebnisse und Empfindungen mit den ihm zu eigenen hundert Sprachen zum Ausdruck bringt.
In der Reggio-Pädagogik werden dem/der Erzieher/in 3 wesentliche Rollen zugewiesen:
Die Reggio-Pädagogik versteht den Raum als „dritten Erzieher“. Durch eine Umgebung, welche den Lebensrealitäten der Kinder und Jugendlichen angepasst ist, werden sie zum Lernen, Entdecken und Experimentieren angeregt. Die Räume sind altersspezifisch gestaltet. Folgende Aspekte werden berücksichtigt:
Durch eine harmonische Raumgestaltung und ansprechende Spiel- und Arbeitsmaterialien wird die Lernneugierde des Kindes geweckt. Bei der Auswahl von Bildern, Gegenständen und zentralen Elementen des Raums wird dem künstlerisch-ästhetischen Aspekt eine große Rolle beigemessen. Außergewöhnliche Materialien, interessante Gegenstände und das harmonische Zusammenspiel der gesamten Gestaltung gehören grundlegend zum Raumkonzept.
Der gesamte Raumeindruck soll Transparenz und Ordnung vermitteln. Kreativität im Denken und Gestalten benötigt räumliche Ordnung. Dieser räumlichen Ordnung kommt im Zusammenhang mit Kreativität eine wichtige Rolle zu. Sie umfasst das Material, die Möbelanordnung, die Sauberkeit, die Vollständigkeit und die Übersichtlichkeit. Ergänzend sollen die Materialien für die Kinder „erreichbar“ und somit frei zugänglich sein.
Die Verwendung von Glas und durchsichtigen Materialien ist ein Element, welches den Aspekt der Transparenz verdeutlicht. Die Offenheit nach außen und die Transparenz der pädagogischen Arbeit werden in der Raumgestaltung materialisiert und sichtbar.
Der gezielte Einsatz von Spiegeln bietet den Kindern nicht nur die Chance mit Raum und Weite in Beziehung zu treten und mit ihm zu „spielen“, sondern legt auch die Grundlage zur Schaffung eines Selbstkonzeptes. Besonders im Krippen- und Kindergartenbereich ist der Einsatz von Spiegeln für die Kinder faszinierend zur Erfahrung des Selbst. Für die Kinder und Jugendlichen im Hort spielt der Spiegel in der beginnenden Adoleszenz eine fundamentale Rolle zur Unterstützung des Selbstkonzeptes.
Die Räume sollen Kindern und Jugendlichen sowohl die Möglichkeit bieten, sich alleine zurück zu ziehen, wie auch Begegnungen für Kleingruppen ermöglichen. Zusätzlich bieten wir Räume mit speziellen Schwerpunkten an: Ruheräume, Leseecken und Nischen laden zum Rückzug ein oder schaffen Möglichkeit für Begegnungen. Für junge Kinder sind die Aspekte des Perspektiv-Wechsels und die Möglichkeit in die Beobachtersituation zu gehen berücksichtigt.
Das Leben und Lernen wird in der Reggio-Pädagogik verstanden als Möglichkeit zum Experimentieren und Forschen. Es geht darum neue Fragen zu stellen und sich auf Wege mit ungewissem Ausgang einzulassen. ErzieherInnen und Kinder betreiben jeden Tag Forschung. Neben dem Wissenserwerb und der Weiterentwicklung von Fähigkeiten geht es auch um die Frage, wer wir sein wollen und wie wir leben wollen.
Der Glaube an die Kompetenzen des Kindes/des Jugendlichen, die es zu unterstützen gilt nimmt daher eine wichtige Rolle ein. Die Möglichkeit des Forschens und Erprobens ist für das Kind und die Kindergruppe zentral. Hierfür ist es nötig eine möglichst offene Tagesstruktur mit wenigen festen Elementen zu haben, denn nur so kann ausreichend Raum und Zeit für das zentrale Forschen der Kinder gegeben werden. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Haltung des/der Erziehers/in aus, denn auch sie benötigt genügend Raum und Zeit um die Forschungen der Kinder zu begleiten.
Die Reggio-Pädagogik versteht sich als eine Pädagogik des Werdens. Das Kind wird als Akteur seiner eigenen Entwicklung gesehen. Dem liegt der Glaube zu Grunde, dass Kinder und Jugendliche aus eigener Motivation heraus, nach ihren individuellen Interessen und Bedürfnissen lernen können. Das aktive Kind bildet sich aus eigener Initiative und mit den Mitteln, die ihm seine Umwelt bereitstellt. Das forschende, kompetente, aktive Kind erobert und entschlüsselt sich seine Welt somit selbst und von innen heraus. Der Partizipation von Kindern in allen sie betreffenden Entscheidungen und im Besonderen im Bereich ihrer eigenen Entwicklung und Wissensaneignung kommt hierbei eine grundlegende Bedeutung zu.
Daneben wird das Kind als durchwegs soziales Wesen gesehen, welches sich mitteilen möchte und nach Gemeinschaft sucht.
Das Erleben von Selbstwirksamkeit und Partizipation zählen hierbei zu wichtigen Zielen des pädagogischen Handelns. Unter dem Aspekt der Ko-Konstruktion kommt der Arbeit in Klein- statt in Großgruppen ein besonderes Gewicht zu. Fast durchwegs wird auf Großgruppen verzichtet und Kleingruppen den Vorrang gegeben. Dies unterstützt den Austausch der Kinder untereinander in hohem Maße und Kinder können sich nach ihren Interessen leichter zusammen finden.
Die Reggio-Pädagogik vertritt die Annahme, dass jedes Kind über eine große Fülle an Ausdrucksmöglichkeiten verfügt. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff der hundert Sprachen geprägt. Demnach eröffnen wir den Kindern die Möglichkeit, sich auf viele unterschiedliche Weisen auszudrücken. Wenn sich Kinder mit Themen beschäftigen, begleiten ErzieherInnen sie dabei, sich mit dem Thema intensiv auseinander zu setzen, indem sie verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten ausschöpfen. Hundert steht hier als Synonym für unendlich viele Sprachen. In diesem Sinn verstehen wir unter hundert Sprachen vielfältigste Art von Ausdruck. Im Mittelpunkt stehen das künstlerische Arbeiten im Atelier und das Theaterspiel. Diese Sicht des Kindes fordert eine vielfältige und abwechslungsreiche Form des Lernens, dass den individuellen Ausdruck von Ideen, Gedanken und Empfindungen zum Ziel hat. Hierbei spielt die Freiwilligkeit eine zentrale Rolle, da jedes Kind selbst für sich entscheiden kann, WAS es WIE tut. Dies bedeutet konkret, dass das Kind selbst seine Ausdrucksform wählen kann. Hierbei geht es nicht nur um den Umgang mit Farben und Papier, zu den Ausdrucksformen zählen weiterhin: Theater, Literatur, Tanz, Bau & Konstruktion, moderne Medien, Skulpturen u.a. Somit findet man im Kinderhaus Leo individuelle Werke ganz unterschiedlicher Form und keine Massenware. Es gibt weder Anweisungen oder Aufgaben für alle, noch vorgefertigte Schablonen oder vorgeschriebene Techniken. Demnach sind die Werke der Kinder auch nicht auf ein gewisses Ziel ausgerichtet, das Entwickeln von Ideen, das Ausprobieren und Umsetzen sind offen und in keiner Weise ergebnisorientiert. Vorstellungen und Ideen der Erwachsenen treten komplett in den Hintergrund, vielmehr steht das Kind mit seiner Idee im Mittelpunkt.
Ein wichtiger Teil unserer pädagogischen Arbeit ist die Eingewöhnung. Sie soll Ihrem Kind einen sanften Start in unser Kinderhaus ermöglichen. Je nach Bindungsverhalten und Entwicklungsstand Ihres Kindes, kann die Eingewöhnungszeit unterschiedlich lang sein. Die gesamte Eingewöhnung kann einen Zeitraum von mehreren Wochen in Anspruch nehmen. Wir orientieren uns am partizipatorischen Eingewöhnungsmodell. Bei einem intensiven Kennenlerngespräch erhalten Sie alle wichtigen Informationen zum genauen Ablauf der Eingewöhnung.
Ein fester Bestandteil unserer Arbeit sind Exkursionen. Durch die zentrale Lage wird die unmittelbare Umgebung für die Kinder erlebbar. Die kurzen Distanzen zum Theater, dem Markplatz, der Stadtbücherei oder zu verschiedenen Geschäften tragen zur Öffnung des Kinderhauses nach außen bei. Die Nähe zum Busbahnhof „Theaterplatz“ schafft die Möglichkeit Ausflüge mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu unternehmen. Das Kinderhaus grenzt an die Grünflächen im Hofgarten.